Vereinspartnerschaft mit der Trachtenkapelle Flattach

Der Trompeter Leo Freidel wurde 1963 Vorsitzender des Musikvereins. Unmittelbar nach seiner Wahl regte er bereits in der zweiten Vorstandssitzung an, für das Waldfest vom 8. bis 10.6.1963 eine Trachtenkapelle zu verpflichten. Er wollte damit das Fest attraktiver machen. Und wenn es gar gelingt, eine solche Kapelle aus dem Ausland zu gewinnen, dann könne man damit auch die völkerverständigende Kraft der Musik dokumentieren. Nach verschiedenen Richtungen wurden zunächst von Freidel die Fühler ausgestreckt und der Hornist Karl Stadler nahm den Auftrag mit in seine alte Heimat Österreich, dorthin bereits bestehende lose Kontakte fester zu binden und die Reise einer Kärntener Kapelle nach Deutschland definitiv zu vereinbaren. Stadler hatte es während des Zweiten Weltkrieges als Soldat nach Kirrlach verschlagen. Nach Krieg und Gefangenschaft durfte er zunächst nicht nach Deutschland, sondern er musste sich wieder in seiner nun neutralen Heimat Österreich niederlassen. Nach einem Jahr erzwungenen Aufenthaltes in Österreich ging er illegal über die Grenze und kehrte nach Kirrlach zurück. Nach der Gründung der BRD im Jahr 1949 erhielt er dann die deutsche Staatsangehörigkeit.

Als gebürtiger Obervellacher dachte er zunächst an die dortige Kapelle, bei der er selbst Trompete gelernt hatte. Da er hier kein positives Echo erhielt, fand er mit Hilfe des Flattacher Postwirtes Josef Schober, der ebenfalls wie Stadler aus Obervellach stammte, Zugang zur Trachtenkapelle Flattach. Der Obmann Josef Weichselbraun, Schriftführer Josef Kühr und Bürgermeister Michael Wallner machten sich für Reise zum Musikfest nach Kirrlach stark. Und so kam es, dass 23 Flattacher Musiker zum Auftakt des Festwochenendes von der Autobahn mit dem Bus kommend, sich am Ortseingang aufstellten und dann mit Marschmusik durch das gesamte Dorf von Osten bis nach Westen zum Haus von Karl Stadler marschierten. Dirigent war damals Alois Vierbauch, dessen Sohn Christoph einige Jahre später die Leitung der Kapelle übernahm und sich ebenfalls große Verdienste um diese Musikerfreundschaft erwarb. Als gutes Omen wurde bewertet, dass es bis zur Ankunft der Flattacher Musiker regnete, anschließend war dann über das gesamte Fest herrliches Wetter, so dass im Freien gefeiert werden konnte. Vorsichtshalber hatte man allerdings die neue Turnhalle als mögliches Ausweichquartier ins Auge gefasst. Nach den drei Festtagen war klar: Es war die Saat für eine Beziehung ausgeworfen, aus der eine ganz außergewöhnliche Freundschaft entstehen könnte. Schon im nächsten Jahr machte sich der Kirrlacher Musikverein auf große Fahrt nach Flattach. Für alle war es ein herrliches Erlebnis, als der Zug bei der Station Obervellach hielt und es dann mit der Seilbahn von 1100 Meter ins Tal ging. Die Seilbahnfahrt war für viele Kirrlacher ein Erlebnis besonderer Art, denn die meisten erlebten ihre persönliche Jungfernfahrt. Die Seilbahnfahrt war kostenlos. Als Gegenleistung gaben die Kirrlacher in der Gemeinde Obervellach, der die Seilbahn gehörte, ein Konzert.

Es wurde bei diesem Besuch in Flattach klar, dass diese Musikerfreundschaft Bestand haben kann. Denn wie sagten die Flattacher Musiker doch so treffend:

Woas das Hearzle zan soagn hat, dearfst den Mund a net froagen, mein Mündstück so klan koann de Musi doas soagn.

Trachtenkapelle Flattach

Lesen Sie mehr über die Trachtenkapelle

Flattach

Gemeinde Flattach im Mölltal
Kärnten, Österreich

Ein großer Glücksfall war es, dass mit dem aktiven Musiker Karl Stadler über all die Jahre ein kompetenter Kontaktmann zur Verfügung stand, dem keine Aufgabe zu viel war, wenn es galt, die freundschaftlichen Bande nach Flattach auch auf der Gemeindeebene immer wieder aufs neue zu knüpfen. Er stand allen Ratsuchenden zur Seite, wenn es galt Reisen in die Partnergemeinde zu organisieren.

Der Frage, wann die Partnerschaft nun eigentlich begann, 1963 oder 1964, wurde zwischenzeitlich von den beiden Kapellen auf ihre Weise beantwortet. Denn an Pfingsten 2004 machte sich der Kirrlacher Musikverein sozusagen außer der Reihe auf den Weg nach Flattach, um das 40-jährige Bestehen der Partnerschaft über das Pfingswochenende vom 28.5. bis 2.6. zu feiern. Denn normalerweise kommen die Flattacher zu den alle fünf Jahre stattfindenden Stiftungsfesten der Kirrlacher und das Jahr darauf fahren die Kirrlacher zum Bestandsfest der Flattacher. Die Tatsache, dass die Mehrheit der Musiker junge Menschen waren, lässt zuversichtlich in die Zukunft blicken, dass die Partnerschaft mit der Kärntener Kapelle noch viele Jahre Bestand haben wird.

Aus der Freundschaft der beiden Kapellen wurde sehr schnell eine Gemeindepartnerschaft, die bereits 1965 beim Besuch einer Kirrlacher Delegation in Flattach besiegelt und 1966 beim Besuch der Flattacher zum 60-jährigen Jubiläum des Kirrlacher Musikvereins feierlich bekräftigt wurde. 1990 wurde dann in einem festlichen Akt die Städtepartnerschaft zwischen Flattach und Waghäusel durch eine Partnerschaftsurkunde dokumentiert, so dass nun auch offiziell die 1975 geschaffene Fusionsgemeinde Waghäusel Partnerstadt von Flattach wurde. Die Bürgermeister Robert Straub und Siegfried Huber unterschrieben am 28. April 1990 anlässlich eines Kärntener Heimatabends in der Rheintalhalle feierlich die Partnerschaftsurkunde. Dass es vor diesem hochoffiziellen Akt nie eine entsprechende Urkunde gab, hat nicht verhindern können, dass die Menschen sich in grenzüberschreitender Völkerverständigung kennen und schätzen gelernt haben. Auf diesem Weg hat die Kirrlacher Kapelle übrigens einen liebenswerten und treuen Musikkameraden erhalten, nämlich den Trommler Erich Zwigl. Er hat nach Kirrlach geheiratet und bekennt sich noch bis heute durch seine Art des Trommelschlagens und seine Sprache zu seiner Kärntner Heimat.

Sie haben Fragen, Wünsche oder Anregungen?

Dann schreiben Sie uns! Wir sind gerne für Sie da!

Vielen Dank für Ihr Interesse am Musikverein Kirrlach.